nr 10 14.April 1835

10     Little Red River 14 Aril 1835           Empf 21 Juny 1835

Theuerste Eltern . – Gestern habe ich den Brief v. 22 Jenner d. J. erhalten, u da h Grollmann morgen nach N. Orl. geht, so will ich gleich antworten u ihm d. Brief mitgeben. Alle früheren Briefe sind mir ebenfalls zugekommen, u jetzt werdet Ihr auch unterrichtet sein, was für längere Zeit eine Stockung in meiner Korresponden brachte u dass ich wegen Mangel an Reisegeld hier zurückgehalten bin. In 4-6 Wochen werde ich indess v. hier abreisen, wenn kein neues Hinderniss eintrifft, mich vorerst nach dem Missouri begeben, da Franz wünscht, dass ich mich dort auch umsehe u die daselbst wohnenden Schweizer besuche. Kann es ohne Kostenaufwand geschehen, so gedenke ich mich dort etwas zu versäumen, denn bei einer blossen Durchreise wäre ich nicht im Stande irgend ein Urtheil über das Land zu fällen. Bin ich erst v. dort weg, so bin ich schnell in N York u zu Hause, doch müsst Ihr nicht lange Weile haben, wenn ich od meine Briefe über Erwarten lange ausbleiben sonder bedenken, dass ich in einem Lande bin wo man zu sehr v. äussern Umständen abhängt, als dass man sich stets nach Wunsche einrichten könnte. Von Grollmann habe ich circa 60 Dollars zu beziehen, von Verkauf meiner Effekten u anderm Verkehr her, ob dieselben bis nach N.Y. reichen,weiss ich nicht, besonders da ich ganz von Kleidern u Leingen entblösst bin, u doch zur Reise mir nothwendig noch welches anschaffen muss. Durchkommen werde ich auf jeden fall, doch wie gesagt, vielleicht etwas langsamer als ich dachte. Meine Effekten werde ich durch H Nicolet heim spedieren lassen, er enthält wenig mehr, u fast könnte ich derselben hanz entbehren, doch mag ich die Flinte u. andere Kleinigkeiten nicht zurücklassen, u v. meiner letztjährigen Pflanzung bleibt mir noch so viel Tabak übrig, dass ich den leeren Raum ausfüllen kann.

In einem der letzten Briefe habe ich eine Sendung von Sämereien u Blumenzwiebeln angekündigt. Dieselbe werden wegen geringem Wasserstande im Winter so verspätet, dass sie ganz unterblieb, weil ich das meiste für verdorben hielt. Einiges werde ich noch mitzunehmen suchen, anderes wird mir Gollmann nachsenden. Bis Anfangs Hornung hatten wir hier sehr schön Wetter, dann aber wurde es für lange kalt, so dass dieses J. Alles über 1 Monat später ist als voriges Jahr, grosse Trockenheit trug viel zu dieser Verspätung bei. Vorgestern was etwas Regen,so dass wir mit Pflanzen forfahren konnten u mir Regen scheint bevorzustehen, wodurch die Erde Feuchtigkeit genug erhalten wird, um eine schnellere Vegetation zu bewirken.

Von Jules H. habe ich noch nichts erhalten, als die ihm mitgegebenen Briefe, wahrscheinlich werde ich denselben irgendwo im Missouri treffen, denn wie sein Vater schreibt, wird er sich wahrscheinlich dorthin begeben. Aus dem Eingang werdet Ihr ersehen, dass ich nicht in Versuchung bin, ihm auf irgendeine Art an die Hand zu gehen.

Morgen reite ich meine Stute z. Hengst. Ihr könnt also dem Otto sagen, dass wenn

mein Pferd ein Junges macht, bevor ich weggehe, so bringe ich selbes mit. – Nun lebt wohl, meine geliebten Eltern. Viele Grüsse an meine Geschwister u Bekannten

G. Jaeger

You might be interested in …

no 6a Hornung 1834

no 7 27. Maerz 1834