No.5 Little Rock 3 December 1833 angek. 28 Jenner 1834
beantwortet d. 5 Hornung
Meine l. Eltern u. Geschwister!
Den Bericht über meine letze Reise durch das hiesige Territorium muss ich diesmal sehr kurz fassen denn die einzige Zeit die ich dazu habe, ist eine Nacht, die ich zufällig in der Stadt zubringen muss. seit der vorigen Woche da Grollmann u. ich zurückkamen, haben wir mit dem Einpacken unserer Effekten zugebracht, was den Tag über keine Ruhe zum Schreiben liess, u. des Abends konnte dies aus mangelndem Licht nicht geschehen; aus der Stadt war dieses auch nicht zu bringen, weil ein eingetretener Regen die Wasser anschwellen u. den Ort, wo wir waren, von der übrigen Welt abschloss. Wie Sie aus meinem letzten Brief wissen, sind wir am 20 vorigen Monat nach Arkansas Pass aufgebrochen, der Weg führte ungefähr 80 Meilen weit durch die grosse Prairie zwischen dem Arkansas u. White River.
Die Ansiedler daselbst rühmen ihre Besitzungen sehr, theils wegen der Leichtigkeit das Land urbar zu machen, u. besonders wegen der Vortheile eines grossen Viehstandes. Einiges wahre mag daran sein, denn ich sah öfters ziemlich guten Boden, allein im Sommer soll die Hitze in der grossen Prärie sehr gross u. im Winter die Kälte empfindlich sein, auch zeigen sich die Fliegen sehr böse gegen das Vieh, das übrigens oft Mangel an Wasser leiden muss, weil bei trockenen Jahren die hin u. wieder sich vorfindenden Teiche austrocknen, u. für den Menschen blos die Ziehbrunnen übrig bleiben, die überdies oft nur ein sehr schlechtes Getränk liefern. Den wahren Grund, warum die Amerikaner so wenig in die Prärien ansiedeln, konnte ich nicht erfahren, denn über solches sind sie sehr verschwiegen, wie denn überhaupt allen ihren Berichten der Gesichtspunkt des eigenen Vortheils zu Grunde liegt, u. der Reisende u. neue Ansiedler auf sein eigenes Urtheil beschränkt ist. An den Präriehühnern hat man ein köstliches Wildpret mit dessen Jagd wir uns morgens u. Abends beschäftigten; sie sind etwas stärker als das Haushuhn, stellt im Gehen den schwanz wie dieses u. schmeckt ganz vorzüglich; die Farbe ist fast die der Schnepfen. Grollmans Geschäfte hielten uns in Arkansas Pass einige Tage auf, u. am dritten Tag konnten wir erst Abends zwischen 4 – 5Uhr weg kommen, u. hatten soch 25 Meilen bis zum nächsten Haus zu reiten; wir mussten wieder durch die Prärie zurück, weil kein Weg dem White River nach hinaufführt, u. die Fusspfade durch Swamps u. Nachtlager im Freien bei den ziemlich kalten Nächten der Gesundheit zu Nachtheil hätten ausfallen können auch kann ein Unkundiger in den grossen Morästen so verirren dass er keinen Ausweg findet. – Auf dem Rückweg bereiteten wir uns das Schauspiel einer Brennenden Präerie, ein angezündetes Schwefelholz steckte das Dürre Gras plötzlich in lodernde Flammen, die 20-30 Fuss hoch aufschlugen, aber schnell über den boden weggehen. Bald wäre uns unsere Freude verdorben worden, denn der Wind drehte sich u. führete das Feuer gerade in der Richtung unseres Weges, so dass wir uns zu Pferde setzten u. eilig davon stellten. Unsere Absicht ging nur dahin den kl. rothen u. den weissen Fluss zu besichtigen, Grollman um über seine Ansiedlung, ich um über unsere Provisorische u. vermuthlich künftigen festen Aufenthalt zu entscheiden. Der Weg bis Batesville war mir nichts Neues, obschon wir nicht ganz auf der selben Strasse gingen. Der Weg geht über ein sehr unebenes Terrain, bald steinige Hügel, bald Boden von kl. Creeks u. Bächen, die aber alle der Kultur späterer Zeit aufbehalten sind, weil sich für einstweilen Alles nach den Wasserstrassen zieht. Dem White River hinauf gingen wir so viel möglich dem Flusse entlang, mussten aber doch zuweilen die Hügel bestreichen, weil sich schroffe Felswände so nah an den Fluss drängen, dass das Passage gehindert wird, durch die Bergübergänge auch oft grosse Flusskrümmungen abzuschneiden sind. An der Bighardfork machten wir halt, um diesen Creek hinaufzugehen. Die Böden desselben sind wie amWhite River selbst u. seinen übrigen Zuflüssen nirgens von bedeutender Ausdehnung, sondern meist drängen sich die Berge bis ganz nahe ans das Wasser u. sind so steil u. steinig, dass die Ansiedler daselbst oft nicht genug Vieh für ihren Hausbedarf haben können, weil für die Kühe der Weg zur Weide u. zurück so beschwerlich ist, dass sie nicht regelmässig zum Melken heimkehren, besonders wenn die Kälber nicht mehr ganz jung sind. An Big Word Fork liesen wie unsere Gäule stehen u. gingen zu Fuss weiter dem Whte R. entlang bis zur Buffolo-Fork um diesen Nebenfluss zu besuchen; unterwegs trafen wir einenReisenden der eben von dorther kam, nach seinem Bericht u. demjenigen der Leute, welche an der Buffolofork wohnen, hat dieser Fluss ebenfalls ein sehr enges Thal bis etwa 50 od. 60 Meilen vor seiner Mündung, wo dann schönes Land u. ziemlich viele Ansiedlungen sein sollen. So weit von einem schiffbaren Fluss zu sein stimmte weder mit meinen noch mit Grollmans Ansichten überein, so dass wir unser Vorhaben aufgaben u. auf dem rechten Ufer des White R. hinunter gingen. Wir holten unsere Pferde ab u. gingen auf dem rechten Flussufer wieder etwa 30 Meilen hinunter, fanden es aber überall wie auf dem linken Ufer u. schlugen den Weg quer über das Gebirge nach dem oberen Theil des Little Red ein. Es that mir sehr leid meine Hoffnungen in Beziehug auf den White R. getäuscht zu sehen, denn jetzt fast noch mehr als das erstemal hat mich dieser schöne fluss sehr angesprochen, sein klares Wasser sieht so freundlich aus u. dort sah ich die einzige Gegend die ich wirklich schön nennen möchte. Dass er dort ungesünder sei, als anderswo, glaube ich auch nicht, u. dieser schlechte Ruf mag wohl nur von einer Verwechslung der westlichen u. sumpfigen Ufer mit dem östlichen höher gelegenen herrühren.An den oberen Theilen des Little Red fanden wir ebenfalls sehr schönes Land u. namentlich 2 fruchtbare Bottems von bedeutender Ausdehnung, eines etwa 3 der andere etwa 5 Meilen lang u. eine Meile breit, zum Theil schon ziemlich angesiedelt. Neben dem dass aber alles Land höher am Little R, noch nicht zur Versteigerung angeboten war, so ist es zu weit oben u. der Fluss hat so viel Fall, dass an Herstellung einer Wassercommunikation nicht zu denken ist. Wir zogen daher diesen Fluss hinunter, bis in die Gegend wo derselbe von der Batesville-Strasse durchkreuzt wird, in dieselbe Gegend welche mir schon bei meiner ersten Reise am besten gefallen hatte. Ich könnte hierüber nur wiederholen, was meine ersten Briefe enthalten u. muss daher der Kürze wegen auf dieseben verweisen. Das Land ist dort gut, die Weide ebenso, die Jagd nirgends besser, was doch auch zu berücksichtigen ist, wenn es doch nur Nebenrücksicht sein darf. Der Fluss kann mit Kielbooten befahren werden, wenn es nicht gar zu niedrig ist, was nur im Spätsommer geschieht; Grollman entschloss sich sogleich zu Ankauf einer feilgebotenen Farm, u. ich erkundigte mich nach Pachtung einer andern. – Nach genommener Rücksprache mit Zschif. bin ich nun entschlossen, Euch in dieser Gegend zu erwarten, und ziehe daher mit Grollman dahin, um mich für Euren Empfang vorzubereiten, das Nähere in einem bald nachfolgenden Briefe. – Die Reise war diesmal angenehmer als das erste mal. Früher Frost hatte alle Bäume entlaubt, so dass man überall bessere Aussicht hatte, die Gewässer sind jetzt mit Zugenten belebt, von denen wir viele schossen, auch fanden sich die Turkis in den Bottems sehr häufig vor, was uns nicht nur einige Abwechsung in die Einförmigkeit der Reise durch die Wälder, sondern auch in das ewige Speckessen brachte. Das Laub machte übrigens die Wege sehr unkenntlich, so dass wir auf den Fusspfaden durch das Gebirge, die nur selten betreten sind, oft nur mit Hülfe unserer Pferde den Weg finden konnten, einmal jedoch nur vermittelst der Nothschüsse, deren Gebrauch uns Meister Dudens Buch ins Gedächtniss rief. Meine Augen mahnen mich abzubrechen, u. da ich keine Gelegenheit voraussehe, meinen Brief fortzusetzen, so will ich den Brief schliessen, mit einer durch Erfahrung erprobten Weisung un Beziehung auf Geldangelegenheit. Eure Gelder müsst Ihr durch so wenig Hände laufen lassen als möglich, weil in jeder etwas , oft nicht wenig hängen bleibt. In N.Orl. da nehmt Ihr Alles baar in Empfang, denn es ist schwierig u. kostspielig solches später zu beziehen, und die Kosten betragen mehr als allfällige Interessen, die man profitirt. Ohne Grollman’s Vorschüsse wären Tchifeli u. ich in fürchterliche Verlegenheit gekommen, denn noch habe ich von H. Nicolet, der meinen Creditbrief hat kein Geld bekommen, und wenn wir nicht zufällige Bekannte hier hätten, die gegen einige Thaler Abzug einen Wechsel annehmen, so wäre ich gezwungen selbst nach N.Orl. zu gehen um Geld zu erheben. – Nun lebt wohl, grüsst mir meine l. Freunde in Aarau, denen ich diesmal nicht selbst schreiben kann. Ich wünsche Euch glückliche Reise in diesem Briefe, denn mein folgender könnte Euch vielleicht nicht mehr zu Hause treffen. Wir sind sehr gespannt auf Nachrichten v. Euch u. aus Europa überhaupt, die uns gänzlich mangeln. Nochmals einen Herzl. Gruss an Euch Alle v. Eurem l. Sohn G. Jäger