no 4 13.Sept 1833

no 4                                              Bei little Rock 13. September 1833

Dazugekommend 14 Januar 1834

THeuerste Eltern u. Geschwister! Eure Briefe v. 8 u 10 April u. 23 Mai sind mir d. 8 … durch H. Nicolet’s Vermittlung zugekommen bei dem sie vermuthlich schon einige Zeit gelegen haben, u. so spät versendet wurden weil er erst andere Berichte u. Adressen abwarten musste. Ich danke Euch sehr für Eure beforderlichen Nachrichten, die mich gerade erfreuten als ich etwas an einem Fieber darniederlag, das nur durch eigene Unvorsichtigkeit zugezogen hatte, es dauerte nur wenige Tage, aber noch jetzt fühle ich mich etwas schwach u. muss vorzüglich strenge Diät halten, um einen Rückfall zu verhüten. Von Euren an mich gerichteten Fragen werdet Ihr manche in meinem Brief schon beantwortet findenm den ich vor etwa einem Monate abgehen liess, indessen will ich dieselben hier nochmals der Reihe nach durchgehen u. mit Beantwortung des Briefes v. Mutter anfangen.

Fürs Erste macht Ihr mir zur Pflicht nochmals zu überlegen, ob das hiesige Land auch allen Hoffnungen entspreche, die man v. demselben hegt. Alle neuangekommenen Auswanderer finden sich in ihren Erwartungen betrogen, alle aber welche einige Jahre im Lande sind, u. ihre Einrichtungen mit einiger Umsicht getroffen, fand ich äusserst wohl zufrieden, u. meist wohlhabend, daher ich mich darauf beschränken will, Euch nochmals vorzulegen, wie ich die Sachen gefunden u. wie ich sie erwarte, dann mögt Ihr selbst urtheilen, ob die Auswanderung Euch wirklich rathsam scheint od. nicht. Vor allem eins muss ich bemerken, dass aus Euren Briefen hervorzugehen scheint, man komme hier schon in ein ziemlich bevölkertes u. kultiviertes land, in dem noch viele der alten Gewohnheiten, Bequemlichkeiten u. Gesellschaftlichkeit zu finden sei. Wenn wir in dem Landestrich uns niederlassen, den ich gegwärtig im Auge habe, so werden wir zwar genug Bevölkerung finden, um uns bei grösseren Arbeiten u.s.w. die nöthigen Hilfeleistungen zu bieten, auch werden sich vielleicht einige der letzteingewanderten deutschen Familien dort niederlassen, wenigstens warten sie auf meine Berichte die Gegend zu besichtigen, aber an Kramladen, wo man die kleinen Lebens-

bequemlichkeiten um geringes Geld kaufen , an das Vorhandensein von Handwerkern, wo man gleich Alles nach Belieben kann machen lassen, ist im Allgemeinen nicht zu denken, u. jeder muss sich selbst helfen so gut er kann. Ich halte dies für keinen Nachtheil, denn man wird auf diese Art gezwungen manches Ueberflüssige entbehren zu lernen, u. Vieles sich selbst zu verfertigen, für das man sonst aus alter Gewohnheit Geld ausgegeben hätte, was bei der hiesigen Theure jeder Sache sich am Ende bald in grössere Summen zusammenaddiert. Was das Gesellschaftliche anbetrifft, so bin u. bleibe ich der Meinung, dass die Amerikaner nie zu uns passen, wenigstens die meisten, mit denen ich bisher zusammentraf, fand ich so, dass ich immer froh war, von denselben wieder wegzukommen. Wenn man nicht mit ihnen in ihre langweiligen politischen od. sogar religiösen Materien eintritt, so wissen sie keine Unterhaltung, als etwa einem bis aufs Blut mit Fragen zu quälen, die, so unbescheiden sie oft auch sind, ohne Unhöflichkeit nicht unbeantwortet gelassen werden können. Wer der Sprache mächtig ist, kann sich allenfalls auf der Reise dafür entschädigen, dass man ihnen gewaltige Bären aufbindet, mit seinen zukünftigen Nachbarn aber darf man um seiner selbst willen sich diesen Spass nicht erlauben, denn was man einem erzählt, das trägt er noch am nämlichen Tage in aller Eile bei seinen Nachbarn herum. So, meine Theuren, seht Ihr, dass man in dieser Beziehung ganz auf sich u. auf die Freunde , die mitkommen beschränkt ist, da aber auch wenige gute Bekannte eine angenhme Gesellschaft unterhalten können, so sehe ich hierin wiederum nichts anstössiges. Dieser Charakter der Amerikaner macht es für mich auch ganz gleichgültig, ob wir in eine mehr od. minder bevölkerte Gegend kommen u. ich halte die Ansiedlung u. Lebensweise in Letzterer für wohlfeiler, was auch zu berücksichtigen ist; kommt später eine grössere Bevölkerung, so ist man schon so weit gediehen, um dann den Bedürfnissen begegnen zu können. Trotzdem dass die Ansiedlungen nur noch spärlich über das Land zerstreut sind, ist schon den Indianern durchaus nichts zu befürchten, denn diese sind bereits 200 bis 300 Meilen weiter gegen Westen gerückt, überdies von gutem Naturell, viele davon Christen u. treiben Ackerbau, wie die Weissen. Wenn Ihr nach überstanderner Reise in den hiesigen Wildnissen ankommt, so werdet Ihr im Anfang in einem gewöhnlichen Loghause logieren müssen; es sind dieses Häuser gerade wie die Hütten unserer Sennen auf den Bergen, über einander gelegt Baumstämme, die offen ein Fenster haben, oft keines , zuweilen ist der Boden gedielt u. die Zwischenräume zwischen den Balken mit Holz u. Erde vermacht; wo diess nicht ist, kostet es geringe Mühe dasselbe zu thun, überhaupt ist ein Loghaus sehr leicht in einen ordentlichen Wohnraum umzuwandeln, u. die Amerikaner unterlassen es meist nur aus …lässigkeit … folgen die Sorgen für den Lebensunterhalt. Da kein Amerikaner mehr arbeitet als er nothwendig muss, so ist natürlich, dass sie auch nur so viel Vorräthe an Lebensmitteln planzen u. zubereiten, als sie für sich brauchen, so dass   man von ihnen weder Gemüse noch Kartoffeln od dürres Fleisch u. Speck kaufen kann, das einzige was zu erhalten ist Welschkorn, weil diess ihr Stappelartikel ist, durch dessen Verkauf sie theilweise das Geld herbeischaffen, um ihre Auslagen für Stoffe, Zucker u.s.w. zu decken. Mehl u. der Ertrag der Kühe ist daher in dem Anfang da Einzige was man an Nahrungsmitteln hat. Wer frühzeitig hier ankommt, oder wem jemand die Ankunft vorbbereitet, em bietet der Garten dann sehr bald Allerlei Gemüse, doch hält es manchmal schwer die nöthigen Sämereien zu erhalten. Ihr werdet hieraus sehen, wie wichtig es ist Euch mit dürrem Obst aller Art, Bohnen u.s.w. zu versehen, auch alle möglichen Sämereien mitzunehmen, u. dieselben sorgfältig zu verwahren. In versiegelten Flaschen bleiben dieselben am besten, was aber nicht so aufbewahrt werden kann, müsst Ihr auf der Reise öfter nachsehen u. trocknen um es vor dem verschimmeln zu bewahren. Wenn ich Euch für den ersten Sommer eine Farm pachten kannm so werde ich zugleich manchen der vorerwähnten Mängel abzuhelfen wissen, u. wir gewinnen jedenfalls im ersten Jahr so viel Erde, dass wir fürs künftige Jahr keine Lebensmittel kaufen bräuchten. Sobald wir eine eigene Farm haben, so wird durch ein besseres Haus der schlechtenWohnung abgeholfen, mit Thätigkeit richtet man sich in allen Beziehungen besser ein, der Abtrag der Felder wird so gross, dass man anfangen kann von seinen Produkten zu verkaufen, ebenso vermehret sich der Viehstand, dass er Geld abwirft, man sorgt nun nach und nach für mehrere Bequemlichkeiten u. in wenigen Jahren hat man sich so eingerichtet, dass man für immer gut aufgehoben ist. Wir selbst werden zwar nicht so strenge Handarbeit verrichten können, um diess Alles selbst zu vollbringen, allein ich denke Vaters Vermögen wird hinreichend sein um einen od. zwei Sklaven zu kaufen, u. auch nur mit einem können wir sehr viel Feld bestellen, weil alle Arbeit äusserst leicht gedeiht. Ebenso wächst in den Gärten so viel ich gesehen, Alles Mögliche vorzüglich, u. alle Bäume bringen schnell Früchte. Wenn Vaters Sorge ist wie das Geld für die nöthigen Anschaffungen herbeigeschifft werde, so habe ich oben schon gesagt, das die Amerikaner diess aus den Verkäufen von Korn u. Vieh bestreiten, wenn uns überdiess der Weinbau gedeiht, woran ich nicht zweifle, so wird dies eine ergiebige Geldquelle sein, da er sich theuer verkauft u. ein Gallon, ca. 1 1/2 Mass bis zu 1 Dollar bezahlt wird. Das Brantwein brennendürfte vielleicht später auch ein guter Erwerbszweig werden, doch ist die Anschaffung des dazu nöthigen Apparats zu kostbar, als dass ich rathen möchte, denselben sogleich mitzubringen. Wenn wir später uns mit diesem Geschäft abgebenwollen, werden wir die nöthigen Einrichtungen schon zu treffen wissen. Wenn die Lokalität Gelegenheit bietet, dass Hans eine Mühle od. Schneidemühle bauen kann, so wird diess eines der besten Geschäfte sein. Ueberhaupt lässt die Unthätigkeit der Amerikaner für eine ganze Menge von IndustriezweigenRaum, da Alles, was hier zu Land mit etwas Umsicht u. Geldhilfe begonnen wird, bringt reichlichen Gewinn. So meine theuersten Eltern, glaube ich , können wir nicht allein einer sorgenfreien , sondern auch einer angenehmen Zukunft entgegen sehen, den wenn auch einige Zeit darüber hingehen dürfte, bis man an Verschönerung seiner Umgebung denken darf, so wird uns das angenehme u. schon ziemlich südliche Klima, verbunden mit der Fruchtbarkeit des Bodens sehr manches erfeuliche Resultat bieten. Die unbedingte Freiheit u. Abwesenheit aller lästigen Formen des gesellschaftlichen Lebens der alten Heimat wird die Gaben der Natur … u. die Freundschaft unserer Reisegenossen u. Landsleute die Stunden kürzen.

Ueber den Zeitpunkt Eurer Abreise habe ich mich in meinem letzten Briefe ebenfalls schon geäussert. Ich halte den Hornung für den besten , den März für den spätesten Termin , weil Ihr sonst Euren Weg nicht mehr über N. Orl. nehmen könnt, u. Ihr bei späterer Abreise überhaupt Gefahr läuft, durch niedrigen Wasserstand die Kurse der Dampfschiffe gehemmt und dadurch Eure Reise vielleicht auf mehrere Wochen unterbrochen zu finden. N.Orl. zum Landungsplatz zu wählen hat den entschiedenen Vortheil, dass eine verlängerung der Seereise von 2-3- Wochen Euch dem Ziele viel näher bringt, das Gepäck braucht nur einmal umgeladen zu werden, die Fahrt auf den dampfschiffen, welche sehr unangenehm ist, wird kürzer sein, u. die Unkosten für Transport der Effekten bis zum Bestimmungsort beträgt nur 75 cts pro Zentner, Zu dem ist N. Orl. der günstigste Platz um die nöthigen Ankäufe v. Zucker, Kafe, Reis, Gewürzen u. dergl. zu besorgen, was Alles bei Anachaffung aus Kramladen den doppelten Preis kostet, als wenn man es in N.Orl. en gros kauft. Die Ausschiffung in Newyork hat den einzigen Vortheil, die Seereise etwas abzukürzen, wohlfeiler ist sie nicht, dann müsst Ihr bis auf den Ohio bald zu Wasser, bald zu Land reisen, auf diesem Fluss an der Stromschwelle nochmals zweimal ausladen, am Ausfluss des Arkansas aber ein diesen Fluss hinauffahrendes Dampfschiff erwarten, weil die Schiffe so den Missis. herunterkommen, nicht den Arkansas u. White River hiauflaufen. Als Entschädigung für all diese Mühen u. Untriebe u. vielen Kosten habt Ihr nichts od. sehr wenig Interesse von der Reise selbst zu erwarten, denn ich glaube kaum dass dieses die Verlängerung des Dampfschifffahrens aufwiegen wird. Die Vortheie der Reise über N.Orl sind so entschieden, dass die Nordamerikanischen Schriftsteller denjenigen Auswanderern, welche aus den nördlichen Staaten nach dem Mississipi Thale ziehen, anrathen ihren Weg über N,Orl. u. den Miss. hinauf zu nehmen. – In Betreff der Miethung einer Farm um Euren Empfang vorzubereiten trifft Euren Wunsch mit meinen Vorschlägenzusammen, u. ich werde demnach hierin so handeln wie es mir am zweckmässigsten scheinen mag. Dass Fritz u. Konrad vorauskommen, würde Euch wenig nützen u. Euch nicht allein das Vergnügen entziehen die Reise gemeinschaftlich zu machen, sonder Ihr würdet auch deren Hülfe bei Verpackung u. Transport der Effekten verlieren, was nicht wenig verlust wäre. Die Ansiedlung in der Nähe einer Stadt ist ein schwieriger Punkt, im ganzen Arkansas Territorium ist keine einzige Stadt die eigentlich diesen Namen verdient, sonern es sind alles neue Plätze mit sehr wenigen Häusern, u. überhaupt von geringem Belang. Little Rock ist der Hauptort des Territoriums u. der einzige der zu einigem Umfang anzuwachsen verspricht, aber fürs Erste findet sich in dessen Nähe kein gutes, gesundes u. von Ueberschwemmungen gesichertes Land, u. 2t. ist diese ein Ort den ich so viel wie möglich zu vermeiden suche, weil er der Sitz v. Spielern, Trinkern u. andern händelssüchtigen u. betrügerischen Müssiggängern ist, die sich fast alle Wochen die Messer in den Leib stossen u. mit Pistolen aufeinander schiessen, was bei der schlechten Polizei nur dann Folgen hat, wenn der verletzte Theil etwa klagt. Die Sache ist in dieser Beziehung so weit, dass kein Amerikaner in die Stadt geht, ohne sich mit Pistolen od. sonst zu bewaffnen. Wo wir uns auch niederlassen, glaube ich soll unser vorzüglichstes Augenmerk auf das gerichtet sein, was für unsere beabsichtigte Landökonomie dienlich ist, denn überall werden Fritz u. Hans Gelegenheit finden ihren Beruf auszuüben, weil der Mangel an Handwerkern nöthigt, dieselben aufzusuchen, wo sie sich finden. Die Nähe der Deutschen zu suchen würde ich auch, wenn es andern Vortheilen nicht hinderlich ist, allein dieses Volk ist schon so sehr zerstreut u. meist so unglücklich in der Auswahl ihres Landes gewesen dass die einzige Möglichkeit wäre, meinem Freund Hübsch u. Gollmann mit noch etwa 2 Familien in unsere Nähe zu bekommen. Treffen sie aber ein andere Wahl als wir, so wird es doch nicht lange anstehen, dass sich bald noch mehr von unsern Landsleuten um uns sammeln , denn die Vortheile, wenn ein neuer Ankömmlich sich an einen bereits einige siedelnden Bekannten anlehnen kann, sind offenbar u. einleuchtend, um so schnell übersehen zu werden.

Jetzt kommen wir an die mitzunehmenden Effekten, u. da lehrt mich die bisherige Erfahrung den früheren Spruch, so wenig wie möglich, geradezu umzuwenden u. zu sagen”so viel wie möglich”. – Wenn Du, meine liebe Mutter, mich frägst, wie weit man hat um spinnen u. weben zu lassen, so sage ich: gar nahe, denn da man schwerlich Spinnerinnen u. Weber ausfindig machen könnte, die für andere Leute arbeiten, so werden wir es machen, wie die andern Amerikaner; die Frauen u. Töchter des hauses spinnen u. lernen weben, färben auch u. machen so das Zeug für den ganzen Hausbedarf selbst, u. da mich Vater ohnehin fragt, ob für meine Schwestern sich auch genugsame u. nützliche Arbeit finden wede, so ist hier eine von den vielen Antworten die ich auf diese Frage diese Frage gehen könnte. Die Webstühle, die man hier hat, sind übrigens sehr einfach u. Fritz wird im Stande sein einen zu verfertigen, das so geheissene Geschirr könnt Ihr vielleicht sogar mitnehmen, ich glaube aber es ist für Baumwolle u. Leinen verschieden. Die Manipulation des Webstuhls ist auch einfach u. wird bald gelernt sein. Spinnräder, wie ,an sie bei uns hat, sah ich bisher ein einziges, welches eine alte Frau aus den nördlichen Staaten mit sich gebracht hat, u. darauf sehr schönen Flachs verspann. Sonst sah ich nur Baumwollenräder. diese aber fast in jedem Haus. Es wäre also gut Eure Spinnräder nicht zurück zu lassen. – Was Dein … betrifft, l. Mutter, so denke ich es unzweckmässig, das zu verkaufen . Wenn es nicht sehr fein u. nur für die Dauer ist, so passt es desto besser in hiesiges Land, u. wenn Du zuletzt Ueberfluss hast, so verkauft sich hier besser als bei uns. Auch glaube ich nicht, dass man leicht zu viel Kleider mitnimmt, weil der Macherlohn v. ein Paar Hosen 2-3 Thlr u. von einem tuchernen Ueberrock 8-10 thlr kostet. Die façon ist hier gleichgültig, denn jeder trägt was ihm beliebt, doch möchte ich nochmals aufmerksam machen, besonders auf Anschaffung v. viel u. starkem, wenn auch noch so groben Sommerkleidung zu halten. Tuch trägt man nur wenn das Wetter es gebietet, u. dies wird in einem kl. Theil des jahres sein. Dagegen rathe ich allen alle Kleider mitzunehmen, sie thun in gewissen Fällen so gute Dienste als andere, darum vergesst meinen alten braunen Ueberrck u. Hosen ja nicht, u. was ich sonst Alles habe. Für den allgemeinen Hausgebrauch dürften 2 od. 2 Kapute wie die Soldaten haben zweckmässif sein, wenn man etwa bei Regen u. Unwetter um das Haus herum etwas zu thun hat, od. ins Holz muss. Schuhe gehen bei der Hitze schnell kaput, wenn man nicht fast alle Tage mit Fett schmiert, was Ihr in Beziehung auf deren Revision notieren mögt, auch ist im ganzen Lande kein Schuhnagel zu finden , weil hier zu Lande Alles ungenagelte Schuhe trägt.

Jetzt l. Mutter, forderst Du von mir ein vollständiges Verzeichniss aller Gerätschaften, die Ihr mitnehmen sollt, u. aller Samen, die man nicht haben kann. Das ist wahrhaftig zu viel verlangt u. geht über mein Wissen, u. aus dieser Verlegenheit kann ich mich nur durch den oft wiederholten Spruch ziehen, dass Ihr hier nichts kaufen könnt, das nicht, den Transport eingerchnet, wohlfeiler v. Hause mitgebracht wird, u. v. Sämereien nehmt mit, was Ihr auftreiben könnt, denn das wenige, was etwa hier zu haben ist, wird wohl v.anderer Sorte sein, als sie sich bei uns finden, u. überhaupt ist es sehr mühevoll, solche auf den oft weit von einander entfernten Pflanungen zusammenzutreiben. Was ich indesen sammeln kann, werde ich aufheben, u. Euch zum beliebigen Gebrauch getreu überliefern, aber, wie gesagt, verlasst Euch nicht auf das. – Diese Instruktion, hoffe ich, soll Euch mehr Weisung geben, als wenn ich mich in eine Aufzählung v. Gegenständen verirrt hätte, die doch nur höchst unvollständig ausfallen könnte. – Ob Bienen hier wachsen? Gewiss, denn viele Leute sammeln wilden Honig, andere halten die Bienen in Kästen, wo sie ebenfalls sehr gut gedeihen; der Honig selbst schmeckt nicht so süss wie der unsrige, aber er ist ganz hell u. sehr aromatisch. – Kirschen? Sah ich nur wilde, eine dürre Haut über einen Stein gezogen u. ungeniessbar; von zahmen Kirschen sah ich nirgendwo eine Spur, ebensowenig v. Aprikosen od. Birnen, keine Quitten, Mispeln, Pflaumen u.s.w., dagegen viel Pfirsich u. einige Sorten Apfel. Wenn ich aber nicht irre, will sich Vater so einrichten, dass er nach unserer Ansiedlung sich die nöthigen Baumstämme will aus Europa kommen lassen, u. in diesem Fall wird er dann schon zu wählen wissen, sonst aber mag obiges als blosser Fingerzeig dienen. Was die vielerlei Pfunde kosten, nach denen Du, meine l. Mutter frägst, kann ich Dir nicht beantworten, doch vermuthe ich, wenn Ihr Eure Ueberfahrt auf einem Handelsschiff macht, wird Euch der Kapitän schwerlich mit genügsamem Bettwerk versehen od. Euch mit dem begnügen können, was geboten wird. Ihr werdet also darauf zu denken haben, einen schönen theil Eures Bettwerks z. Gebrauch auf dem Schiff, u. dieses, namentlich die Matratzen u. Kopfkissen, werden Euch dann auch hier gleich v. Anfang willkommen sein. Unsereins kann sich am Anfang wohl behelfen, mit einemgut gefüllten Strohsack, bis man so viel Baumwolle pflanzen kann um nach Amerikanischer Manier eine Matratze zu verfertigen. im Winter soll es auch so viel wilde Enten ,Gänse u. Schwanen geben, dass man sich für ein Kopfkissen u. anderes Bettzeug genug schiessen könne. Diese habe ich noch nicht gesehen, u. wünsche daher, dass Ihr, l. Eltern, für Euch wenigstens das bedürftige Bettzeug mitnehmt. Wollene Betten macht einer der Hauptbestandtheile hiesiger Betten aus, u. davon müsst Ihr eher kaufen als veräussern, um ja einen … Vorrath davon zu haben. Was Ihr an Küchengeräth v. Kupfer, Guss- u. Pfanneisen, Zinn u. Porzellan hier glaubt brauchen zu könnenm das nehmt mit, denn wenn ich auch nicht angeben kann, was das Pfund kostet, so sagte mir doch dem Hübsch seine Magd, dass es das doppelte u. mehr als bei uns koste u. horrent theuer sei. Es würde noch schmerzen Eure Sachen zu Hause vielleicht unter dem Preise weggegeben zu haben, u. sie hier wieder mit vielen schweren Thalern ankaufen zu müssen, u. die Kosten der Transporte sind im ganzen genommen doch nicht sehr hoch; auch wird es Euch immer besser freuen, in einem Hafen zu kochen den Ihr von zu Hause gebracht. – Was die Elle Stoff zu Weiberkleidern kostet, weiss ich ebenfalls nicht, allein Niemand als Ihr habt bessere Gelegenheit Euch solchen zu Hause wohlfeil zu verschaffen, während auf den hier gekauften die schweren Eingangszölle u die 100% von den Gross u. Kleinhändlern mittbezahlt werden müssen. Diess ist so offenbar dass ich ohne gehaltene Nachfrage darüber Bescheid geben kann. Was für Hausgeräth mitzunehmen sei, müsst Ihr mit Euch zu Rathe gehen u. nur bedenken, dass Ihr besser mitnehmt als hier kauft, dass aber auch das Mtnehmen von zu vielen Sachen Schwierigkeiten verursachen wird. An Feldgeräth nehmt mit was Ihr habt, Schaufeln, Hauen, Karst, Sicheln, Sägen, Beil u.s.w. doch keinen Rächen, wenigstens keinenhölzernen, eine Winde wird oft von grosser Hülfe sein. – So, l. Mutter, bin ich mit Durch…unng deines Briefes zu Ende, u. hoffe Alles zu Deiner Zufriedenheit beantwortet zu haben. Wenn es auffällt dass ich so sehr rathe Alles von zu Hause mitzunehmen, so bedenke nur immer, dass Ihr in eine noch etwas wilde u. wenig bevölkerte Gegend kömmt, wo gar Manches nicht zu haben ist, u. bei dem Vorhandenen von den Händlern ein horrenter Profit genommen wird, denn 100 prozent ist bei den meisten Läden das wenigste, was sie nehmen, u. oft erlaubt sich ihre Unverschämtheit 200 u. 300 % benefice zu machen. Der Transport v. Haus dagegen gibt zwar etwas Mühe bei Verpackung u. bei Besorgung auf der Reise, die Kosten aber sind nicht sehr bedeutend, denn ich rechne vom (Frontier) bis Havre 7 frs auf der See nichts od. nur unbedeutend u. v. N.Orl. bis hieher 75 cts od. 3/4 dollar.

An den Brief meiner l. Mutter schliesst sich unmittelbar der Deinige, m. Bruder, in welchem voran die Aufforderung steht, die weitläufigen Vorschriften über Reise u. Verhalten auf derselben mitzutheilen. Wenn ich nicht irre so enthalten alle meine bisherigen Briefe mancherlei Notizen hierüber, indessen, will ich nochmals Alles hier zusammenfassen dessen ich mich gerade erinnere. Ueber den Zeitpunkt der Abreise, so wie über den Weg den Ihr zu nehmen habt, habe ich mich schon mehrfach geäussert, u. wie Ihr die Reise bis Havre einrichten wollt, steht bei Euch, nur erinnere ich , dass die Reise in der Postkutsche sehr beschwehrlich ist. Da von Havre nach N.Orl. keine Paketboote gehen, so werdet Ihr die Ueberfahrt in einem Kauffahrthei Schiff machen müssen.Da aber schwerlich das Kaufschiff den nöthigen Raum in der Kajüte haben wird um die ganze Gesellschaft zu .. so wird ein Theil im Zwischendeck logieren müssen. Ihr bedingt Euch daselbst einen Platz zu ausschliesslichem Gebrauch, der unterschlagen werden soll, damit er nicht den Augen u. dem Passage der Schiffsmanschaft u. der etwaigen Passagieren offen sei. Ueber Bedienung , Unterhalt, Platz u.s.w. schliesst Ihr mit dem Kapitän einen schriftlichen Akkord, worin das Gepäck u. die Hunde ebenfalls erwähnt wird, ob dieses frei sei od. was dafür bezahlt werde. Angenehmer wird für Euch sein, den Vertrag so zu schliessen, dass Ihr Euch selbst mit geistigen Getränken versieht, denn um die dadurch verminderte Fracht könnt Ihr Euch besser versehen u. habt freie Disposition,; ebenso bedingt Ihr Euch genugsames gutes Wasser aus, nehmt aber doch noch zur Vorsrge einen eigenen Vorrath mit; diess macht nicht viel Kosten, hat viel Angenehmes, u. erfordert nur Die Vorsicht darauf zu achten, dass die Fässer mit gutem Wasser gefüllt u. vorher sauber gereinigt werden. Was Ihr allenfalls für weitere Erfrischungen etwas mitnehmen könnt, werden die Frauen am Besten ausfindig machen; mich erquikte zuweilen etwas gedörrtes Obst u. ein Glas Zuckerwasser mit Rum. Es kann Euch nicht an Empfehlungen fehlen an Leute welche etwa als Vermittler auftreten falls der Schiffskapitän weder deutsch noch französisch verstünde, doch lasst Euren Vertrag durch keine Mittelsperson abschliessen, sondern besorgt diess selbst u. lasst beim Unterhandeln Punkt für Punkt verdollmetschen; gibt Euch dann Euer Begleiter noch gute Räthe, so mögt Ihr sie wohl benutzen, aber wie gesagt, den Vertrag beschliesst persönlich ab. Bei allfälligem Eintreten der Seekrankheit wird das Trinken v. etwas Seewasser od. ein gelindes Vomistif das Brechen erleichtern u. die Krankheit schneller passieren machen; sonst ist als Regel zu beobachten sich so lange als möglich auf den Beinen zu erhalten u. stets frische Luft zu suchen. In N.Orl. angelangt wendet Ihr Euch am besten an H. Nicolet, er wird Euch für den dortigen Aufenthalt die besten Anweisungen geben; wir logierten im Hotel de la Marine nicht wohlfeil aber für N.Orl. billig. In dieser Stadt versieht Ihr Euch mit Vorräthen v. Zucker, Kafe, Reis, Gewürzen, kurz Alles was Ihr etwa glaubt das Euch noch mangeln sollte; vielleicht werde ich Euch später noch schreiben dass Ihr daselbst auch Salz u. Mehl anschafft, doch muss ich hierüber noch nähere Erkundigungen haben. Auch einen amerikanischen Pflug bringt Ihr mit, denn alle, welche man hier kauft, kommen aus N.Orl., so wird man dort etwas wohlfeiler dazu kommen. Dann eilt Ihr v. N.Orl. weg mit der ersten Gelegenheit, die sich darbietet; auf dem Dampfschiff rathe ich wiederum, und noch dringender als auf der See in die Kajüte zu gehen. Ihr schliesst mit dem Kapitän ebenfalls schriftlich ab, marktet dabei rechtm was v. bedeutender Wirkung sein wird, besonders wenn etwa 2 Schiffe nach dem nämlichen Bestimmungsort od. nur in das nämliche Territorium da sind, denn man kann merken lassen, dass bei zu hohen Preisen man das andere Schiff näme. Ueber Gepäck u. Hunde müsst Ihr ebenfalls bestimmte Bedingungen machen, u. das weitere müsst Ihr in meinem späteren Berichten abwarten, die ich so bald wie möglich geben will. Ueber Vorbereitungen vom Landungsplatz nach dem Orte unseres ersten Aufenthaltes weiss ich nichts zu sagen, ich werde trachten den letzten so nahe wie möglich bei dem ersteren zu finden u. die Reise muss auf Wagen gemacht werden, die man miethet, denn einen eigenen zu kaufen, od machen zu lassen, würde zu theuer sein, da man den Wert eines solchen v. 50 -100 Dollar rechnet. Die vervollständigung Eures Werkzeuges ist gut, u. vielleicht dürfte nicht unpassend sein, diess so einzurichten, dass wenn der Beruf etwa Hans u. Dich für einige Zeit aus der Nähe v. Vater entfern, uns doch noch das zurückgelassen werden kann, was zu gewöhnlichem Hausgebrauch nothwendig ist. Dass Ihr etwas von Eurem Werkzeug hier nicht brauchen könnt, u. dass die Amerikaner besseres Werkgeschirr haben, dürfte wohl ein seltener Fall sein, denn ich habe bisher wenigstens noch nicht bemerkt, dass letztere als Handwerker so excellieren. Ihre Kunst ist etwas flüchtig u. anschaulich, wenn auch nicht dauerhaft zu arbeiten, u. der ihnen zugeschriebene Vorzug vor Europäischen Handwerkern rührt wohl meistens daher, dass viele Handwerker v. unsern Landsleuten lieber kommen, die … sogar in unserm kl. Städtchen ebenfalls nicht fortkommen könnten, ohne vorher noch vieles gerlernt zu haben – Arbeiter, die ihre Sache verstehen, sind überall sehr gesucht. Eine Preisnote über Werkgeschirr zu geben ist mir nicht möglich. Ich wollte diess v. N.Orl. aus thun u. hatte schon mit einem Zimmermann von Neuchatel, der Mitpassagier über das Meer war verabredet ihn zu begleiten, wenn er sich seine Werkzeuge ankauft, ich verlor später meinen Mann aus den Augen, u. auf eigene Faust könnte ich die Läden nicht durchstreifen, weil ich die Namen u. Qualitäten der verschiedenen Werkzeuge ncht zu bestimmen wusste, eine Note der Preise also wenig Nutzen eschafft hätte. Im Detail ist alles theuer, so schien es mir nach dem wenigen das ich mir für die Reise anschaffte, u. hierkostet eine mittler Axt 2-3 Doll. u. 3 Hobel mit hölzern sollen 5 Doll. kosten – für einen Helm in ein ganz kleines Handbeil machen zu lassen musste ich 3 Bit, 1 Gulden geben – alles ist nach diesen Verhältnissen. Ueber Ausübung Deiner Profession kann ich Dir aber jetzt nicht viel Auskunft geben. Die Arbeitslöhne stehen aber hoch, u. Arbeit musst Du gewiss genug finden, denn ich hörte Manchen klagen dass er wegen Mangel an Zimmerleuten sich kein besseres Haus bauen könne, u. .. hier überhaupt meist von Holz gebaut wird. – Wenn Du mich über die hiesige Bauart frägst, so wirst Du vermuthlich die Frage auf das Material u. nicht so sehr auf die Form beziehen, die jeder nach Belieben wählt. Darüber folgendes: 1. In dem hiesigen Territorium leben noch die meisten Leute in blossen Loghäusern, d.h. die Rohen Baumstämme werden gleich einem Vogelschlag aufeinander gelegen, u. zuletzt auf zu gegenüberstehendeen Seiten die Balken gradatim verkürzt, was die Schiefe des Daches bildet, oft werden die Zwischenräume zwischen den Balken mit Lehm od. anderm Material verstrichen, oft nicht, oft ist der Stubenboden, wo er überhaupt sich vorfindet gefügt, oft nicht, je nach dem Vermögen des Bewohners u. seiner Industrie befindet sich überhaupt mehr od. weniger Bequemlichkeit u. bessere Einrichtung in solch einem Hause. Der innere Raum wird nie abgetheilt, sondern wer mehr als ein Zimmer braucht baut 2 Häuser neben einander, die am Fussboden u. Dach mittels durchgehender Balken verbunden werden; der meisst ziemlich grosse Zwischenraum dient als corridor. Zu diesen Gebäuden braucht man selten fremder Handwerker. Der Eigner macht fast Alles selbst mit Hülfe eines Nachbarn. Bei bessern Häusern auf dem Lande werden die Balken zuweilen behauen, auf der einen Seite allein od. im innern u. äussern, od auch auf allen Seiten, so dass sie genau aufeinander zu liegen kommen; solche Gebäude haben meist auch im Innern etwas rohe Schreiner-Arbeit u. bedürfen eines Handwerkers zur Errichtung. 3. Städten u. z. Theil auch auf dem Lande findet man, dass von 4-6 Zoll dicken eichenen Laden od. Pföcken, die eigens dazu gesägt sind, vollständige gerippe v. Häusern mit Dachstuhl aufgerichtet werden. Einige füllen die Zwischenräume mit Backsteinen aus, u. bedecken das Dach mit Schiefernen Ziegeln, Laden od. Schindeln, andere aber belegen das Gerippe v. Wand u. Dach auswärts mit Laden . Häuser v. Backsteinen aufgeführt mit ordentlichem Dachstuhl sah ich in Little Rock sonst selten. – Da jetzt der Zeitpunkt eingetreten od. doch ganz nahe ist wie das Arkansas-Gebiet mit einer ständigen Bevölkerung aufgefüllt wird, u. wo die Häuser No.2 u.3 häufiger vorkommen, so gibt es für einen Zimmermann Arbeit genug,; die vollkommenste Gewerbefreiheit herrscht hier, u. gestattet Dir auch die Schreinerarbeiten im Jenner zu übernehmen u. jedes andere beliebige Geschäft mit deiner Profession zu verbinden. Auch Hans wird genug Arbeit finden, da schlechte Pfuscher in seiner Profession oft 50 u. mehr Meilen weit geholt werden um Pferd- od. ganz einfache Wassermühlen zu errichten od. zu reparieren – Ob in der Nähe unsers künftigen Wohnsitzes die Niederlassung für Euch günstig, kann ich nicht bestimmen, wie Du selbst ermessen wirst, weil dieser Ort noch unbekannt ist; wie sich Leute v. Deinem Fache gewöhnlich einrichten, liegt auch nicht in meiner Kenntnis; in Little Rock sehe ich, dass ein Handwerker, der Geld oder Kredit hat, sich eine Werkstadt baut od. miethet u. dann in den Zeitungen dem Publikum seine Dienst anbietet. Tout comme chez nous. Ihr werdet dasselbe thun müssen, für den Anfang aber mit unsern eigenen Einrichtungen genug zu thun haben u. bis diese beendigt ist, kannst Du Manches lernen u. manche gute Gelegenheit für Ausübung Deines Berufs ausfindig machen. Ueber das Uebrige Deines Briefes sind die Antworten bereits im Vorhergehenden enthalten, u. ich will über den Zeitpunkt der Abreise wiederholt in Erinnerung bringen dass im Innern des Landes in jeder Direktion später als Monat Mai nicht auf sichere Communikation gerechnet werden kann, weil dann die Flüsse abfallen, dass die Dampfboote nicht mehr gehen können. Vor Ende July ist in N.Orl. vom gelben Fieber nichts zu fürchten, die Cholera aber, welche dort einheimisch geworden zu sein scheint, zeigt sich gegen Ende Mai auffallend, ist aber nur insofern bedenklich, wenn sie zufällig sich auf dem Dampfboote zeigen sollte, auf dem man gerade ist. Das Bewusstsein, in so engem Raum mit cholerkranken zusammen wohnen zu müssen, mag furtsame ängstigenm u. angst ist wie bekannt sehr die Empfänglichkeit für die Krankheit befördernd.

11. Okt. Nach einiger Unterbrechung, welche ein kl. Ausflug , ein verstauchter Arm. u. andere Hindernisse verursachten, gehe ich zu Fortsetzung dieses Briefes u. zu Beantwortung der Briefe von Dir mein l. Vater über. Vor allem aus danke ich für die vielen Neuigkeiten welche Du mir mittheiltest, wenn auch viele davon nicht sehr erfreuiches sind. So wenig man auch hier v. den politischen Vorgängen in Europa u. d. Schweiz vernimmt, so entstellt auch viele Berichte sind, so habe ich aus denselben u. aus Nachrichtenm die Ueberzeugung geschöpft, od vielmehr meine frühere Meinung sich bestärkt. dass näher od. ferner der Schweiz eine Krisis bevorsteht, welcher entweichen zu können, ein jeder wünschen muss, und welche sehr leicht den Untergang unsrer Freiheit zur Folge haben kann. Darum glaube ich Euch in dem Beschluss zur Auswanderung nach Amerika beatärken zu dürfen, wenn auch die Beschaffenheit des Landes nicht allen gehegten Hoffnungen entspricht, u. eine Ansiedlung mit mehr Entbehrungen u. Schwierigkeiten verknüpft ist als wir uns dachten. Wir werden die Schwierigkeiten der ersten Jahre überwinden u. dann glaube ich, können wir einer frohen u. sorgenlosen Zukunft entgegen sehen. Das schwierigste ist wohl eine gute Auswahl des Ortes der Ansiedlung, besonders da das Arkansasgebiet im Ganzen wit weniger fruchtbaren Boden hat, als andere Theile der Vereinigten Staaten, die schwarze Dammerde scheint v. Nord nach Süden in wachsendem Verhältnisse abzunehmen, denn im Canada ist sie am tiefsten u. vermindert sich zusehends, je mehr man gegen Süden vorrückt. Der Arkansas ist auch noch ziemlich (spärlich) bevölkert, diese Bevölkerung aber ist über das ganze Territorium zerstreut u. die Indianer über das … Gebirge zurückgedrängt. Die Stämme, welche an das Ark. Gebiet lehnen sind überdies friedlich u. Ackerbau treibend u. jedenfalls so weit entfernt, dass sie nicht zu fürchten sind. Ansiedlung östlich von Mississ. scheint dem H. Zschiffeli auch rathsam, weil dort mehr gesellschaftliches Leben sei allein ich bin nicht der Ansicht, fürs erste sind die östlichen Staaten meist schon so stark besetzt, dass viele Amerikaner v. dort auswandern, die beklagen sich über das theure Leben daselbst, denn eine Vermehrung der Bevölkerung u. Reichthum scheinen daelbst einen unverhältnismässigen Aufwand hervorgerufen zu haben; das passt nicht für uns, u. da ich die Gesellschafr der Amerikaner sehr gering anschlage, so ist dieselbe wohl nicht mit den Vortheilen zu vergleichen, welche aus dem Ansiedeln in einem neuen Lande hervorgeht, wo mit jedem Tage die Bevölkerung wächst, u. der Werth des Eigenthums sich vermehrt. Dass wir uns nicht nördlicher als White River u. nicht südlicher als Arkansas niederlassen sollen, habe ich in meinem früheren Briefe erwähnt, dem letzeren ürde uns in ein zu warmes Klima, u. ersteres für Weinbau in ein zu kaltes führen, denn so viel ich hören konnte gedeiht der Weinbau am Ohio u. Mississipi doch nicht recht, sowohl in Beziehung auf Qualitäten, als öfteres Misslingen der Ernte wegen Frösten. – Mit den hiesigen Traubensorten wird nicht viel zu machen sein, denn ich habe nun sehr verschiedene Arten versucht u. alle haben ausserordentlich grosse Kerne, überwelche eine dicke Haut gezogen ist, Fleisch fast keins, das wenige vorhanden aber ist meist geistig u. schmackhaft. Eine Ausnahme sind die Muskateller, eine Traubenart die wie Pflaumen in einzelnen sehr grossen Beeren an den Stöcken hängt, deren vieles Fleisch aber nicht sehr saftig ist u. den stinkenden geschmack der schwarzen Johannisbeeren hat. Wie die Amerikaner die Jagd betreiben, habe ich schon geschrieben, sie schleichen nämlich mit ihren langen Rifles in den Wäldern herum, u. wenn sie ein Thier erblicken, so suchen sie es zu erlegen; es wird so lange gehen bis unser Auge so geübt wird um auf diese Art viel Beute zu erjagen; die Jagd im Sommer ist überhauüt schlecht, weil sich die Thiere in der Hegezeit natürlich so viel wie möglich verstecken; jetzt ist der Herbst gekommen, die Wälder werden belebter, die Zuvögel rücken heran. Wandertauben in grossen Scharen aus denen wir gestern über 50 Stück herunterschossen. Sie schmecken sehr gut u. sind v. der Grösse unserer Haustauben. Letzthin sah ich eine Becassine, früher einmal einen Schnepf; später sollen Enten, Gänse, schwanen in grosser Zahl kommen. Die Türkis od. Waldhühner zeigen sich um die Plantagen u. Kornfelder, Alles Wildpret bei dessen Jagd die Hühnerhunde vorzügliche Dienst leisten, u. die Ihr daher in gehöriger Zahl mitzunehmen habt, weil zu Zeiten, wo man täglich auf die Jagd geht ein Hund nicht hinreicht, u. man wegen den Rauhtieren doch mehrere Hunde haben muss. Andere Racen finden sich hier genug, sodass Ihr Euch mit denselben die Mühe des Transits ersparen könnt. – Fischerei wird hier wenig betrieben, meist mit Angeln u. zu gewissen Jahreszeiten auch mit Harpunen od. Gehren, deren Ihr einige mitnehmen könnt. Ich habe letzhin einen (Wartlop) gestrickt u. in dem etwa eine Stunde v. hier entfernten Creek Lafourche gelegt, allein wir fingen nur Schildkröten die auch recht gut schmecken aber äusserst wenig.

Ueber Rebbau habe ich bereits meine Meinung geäussert u. dass Baumzucht wohl gedeihen wird , ist gewiss, denn Alles treibt ausserordentlich schnell u. bringt schöne Früchte. Reben aus dem Kern gezogen wuchsen im ersten Jahr bis 4 Fuss Höhe mit mehreren Rebschossen. Pfirsich u. Apfelbäume werden nur aus Kernen gezogenu. tragen grosses u. gutes Obst, gleich unserm veredelten; wie viel wird die Kunst verbessern können. Ob Anlage einer Baumschule mehr als für eigenen Bedarf nützlich sein wird, weiss ich nicht, es ist aber möglich, dass bei zunehmender Bevölkerung mehr auf das verwendet wird als jetzt, od. dass die Anschauung schöner Früchte bei den hiesigen Bewohnern eine Lust dazu erwckt, wo sie dann kein Geld scheuen um ihre Wünsche zu befriedigen. Obstkultur aber wird doch von grossem Nutzen sein, weil sich die Früchte aller Art theuer verkaufen.

In meinen Briefen werden Andeutungen geug enthalten sein, wie ich denke, dass wir das Nöthige erwerben können, um unsere Bedürfnisse zu bestreiten, auch muss ich bemerken dass hier die Hausarbeiten nicht streng sind,, denn wenn ein Amerikaner alle Arbeitstage zusammenrechnet 1/4 des Jahres etwas thut, so glaubt er ein fleissiger Mann zu sein; unsere Bedürfnisse sind übrigens nicht so gross, denn in der Lebensart herrscht hier grösste Einförmigkeit. Ein Armer lebt so gut wie ein Reicher nur dass Letzterer seine Speisen mit etwas mehr Decoration aufträgt, u. sich durch Schwarze bedienen lässt; Ehrenausgaben gibt es keine, höchstens die Bewirtung eines Gastes, dem aber nur vorgestellt wird, was die Familie hat. Die gerühmte Gastfreiheit der Amerikaner ist nicht so splendid u. auch nicht so allgemein als gerühmt wird, denn an den meisten Orten muss man das Genossene bezahlen, theuer genug, u. nicht selten findet man Leute, die sich an den Strassen ansiedeln, um durch Beherbergen der Reisenden Geld zu machen. Diess macht auch das Reisen hier zu Lande unangenehm, weil man für sein gutes Geld die Miene eines dankbaren Gastes annehmen muss, u. nicht fordern kann was einem gefällig ist, obschon solche Häuser eigentlich nichts weiter als Wirtshäuser sind. Vorige Woche war ich mit meinem Freunde Hübsch u. Gollmann an der kl. u. grossen Mamelle, etwa 20 Meilen oberhalb Little Rock , um das Land daselbst zu besichtigen, ich fand zwei kleine Thäler mit allen den Inconvenienzen die ich früher an den nebenthälern des Arkansas rügte, der Boden auch nicht sonderlich gut u. der Ueberschwemmung des Creek ausgesetzt. Dessen ungeachtet hat sich Hübsch durch den Kontrast zwischem seinem jetzigen schlechten u. dürren Aufenthalt, u durch die Vorspiegelung der Amerikaner verleiten lassen, sich an der kl. Mamelle anzukaufen, v Gollmann aber will erst noch mehreres Land besehen u. wo möglich in unserer Nahe ansiedeln, zu diesem Zweck vielleicht noch einen ganzen Sommer warten um sich zu (.iairen). Es wäre dies eine angenehme Aquisition für unsere Gesellschaflichen Verhältnisse, denn er ist ein junger wohlgebildeter Mann in meinem Alter, u. Liebhaber der Jagd u. naturgeschichte. Mit v. Gollmann werde ich auch in 2-3 Tagen eine neue Reise beginnen, erst nach Arkansas -Pass, dann dem White River nach hinauf nach Batesville, von wo aus ir die Gegend, welche ich füher mit H. Zschif kursorisch durchlief, genauer zu berichten. – H. Zsch. kann die Reise nicht mitmachen, weil die Nachwehen des Fiebers, eine grosse Schwäche, ihm nicht erlauben die Strapazen einer solchen Reise zu ertragen. – Mein Bericht über diese Reise wird hoffentlich der letzte sein, welchen ich nach Europa zu senden habe, denn ich wünsche sehr, dass Ihr meinen Rath wegen früher Abreise befolgt; ich werde zwar meine Correspondenz weiter fortsetzen, aber auf den Fall Eurer Abreise dann immer eine Copie des Briefes nach N.Orl. senden, damit Ihr sie nicht braucht nachkommen zu lassen. Dass meine bisherigen Briefe nicht so früh eintrafen, u. nicht so rasch aufeinander folgten, als Ihr erwartet, wird Euch deren Inhalt erklären, denn nach Natur meiner Berichte konnte ich ohne stete Wiederholungen wohl nicht öfter schreiben als ich gethan, u. v. Schreiben während der Reise kann gar keine Rede sein, weil sich in wenigen Häusern Platz, u. in noch wenigern die Materialien dazu vorfinden, u. wir uns oft kaum Gelegenheit fanden einige Notizen in in unsern Kalender zu machen.

Zum Schluss will ch noch einige Auslassungen nachholen über Sachen die Ihr mitzunehmen habt, nämlich mehrere lederne Trinkgläser, damit dieses sehr praktische Geschirr nicht entbehrt werden muss, wenn etwa eines verloren gehen werden sollte, Schnüre, u. Garn zu Stricken, was hier gar nicht zu finden ist; Zündhölzchen circa 20, 30 100, denn sie stehen hier in sehr hohem Preis (5 thlr d. Tausend) u. sind dabei auserordentlich schlecht. v Grollman hat hier sehr gute überschrieben Wir kgl. Majestät v. Preussen patentierte Zündhölzchenfabrik von Dreyse u. Hohenbusch in Sömerda bei Erfurth, was Ihr in der Karte nachzusehen habt; sie haben den Vortheil, dass die Füllung mit einem Kupferplättchen überzogen ist, so dass sie nicht herausfallen kann, wie dies bei den gewöhnlichen durch etwaiges Feuchtwerden od. andereVeranlassung öfters geschieht, sie werden direkt aus der Fabrik bezogen, etwas über einen Gulden das Tausendzu stehen kommen, u. wenn Ihr sie auf der Post kommen lässt, wird noch Zeit genug sein, sie zu verschreiben. Da einiges Studium der Naturgeschichte uns in müssigen Stunden viel Vergnügen verschaffen wird, u. um so mehr Interesse u. Nutzen hat, dass die Amerikaner für den grössten Theil der vorkommenden Pflanzen u. Thiere keine Benennung wissen, so werden einige Naturhistorische Werke sowie andere Lekture nicht zu vergessen sein – Sodann lasst Grollman meine Mutter ersuchen, für ihn eine etwas Grosse einschläfige Matreatze von sehr guter Qualität Rosshaaren machen zu lassen u. selbe mitzubringen, erwird natürlich alle Kosten der Anschaffung u. des Transportes erstatten, u. neben bey sehr dankbar sein. – Es wäre mir lieb, wenn diesem Wunsche entsprochen werden könnte. – Da ich vor meiner Abreise noch einen Brief an Franz schreiben soll, so schliesse ich hier, hoffentlich seid Ihr alle wohl, habt jetzt einen guten Herbst gehabt, u. könnt Euch den neuen Wein bald schmecken lassen, vermuthlich auf längere Zeit der letzte. Viele Grüsse an Euch Alle meine Theuersten u. glückliches Wiedersehen wünscht Euer l. Sohn G. Jäger

Angekommen d. 14. Jenner 1834

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